HÜTE DEINE ZUNGE!

Haben Sie schon mal Ihre Zunge beobachtet beziehungsweise ihr beim Sprechen oder Essen bewußt Aufmerksamkeit geschenkt? Seit dem gemeinsamen Forschungsprojekt von Nair The Low Mandible Maneuver and Its Resonential Implication for Elite Singers (JoV 2016), hat Angelika Nair Pionierarbeit in der praktischen Anwendung und den Auswirkungen von Ultraschall sowohl als Stimmforschungs- als auch als Biofeedback im Stimmstudio geleistet, wo Stimmnutzer*innen ihr eigenes Zungenverhalten  während der Phonation beobachten können.

Mit Ultraschall kann die Zunge in Echtzeit auf dem Bildschirm gesehen werden, während der/die Sänger*in/ singt, was es zu einem leistungsstarken Werkzeug im Stimmstudio macht. 

Das gezielte Manövrieren der Zunge ist jedoch nicht nur für Sänger*innen, sondern auch für Schauspieler*innen, in klinischen Einrichtungen sowie dem Sprachunterricht von Nutzen.

Viele professionelle Stimmbenutzer*innen und Wissenschaftler*innen sind sich einig, dass die Zunge sowohl beim Singen als auch beim Sprechen eine entscheidende Rolle spielt. Es gibt jedoch keine Literatur, die sich ausschließlich mit diesem Organ und seinem akustischen Einfluss im Kontext einer Technik befasst; mit anderen Worten, wie kann ich es für meinen  Zweck manipulieren/ ausführen und warum? Was alles bewirkt/ beeinflusst die Zunge tatsächlich? Darüber hinaus werden weiterhin häufig Anweisungen wie “die Zunge nach vorne bewegen”, “Zunge nach hinten geben” oder “Zungespitze nach oben lenken” verwendet. Jedoch in Anbetracht der Antatomie, Physiologie und biomechnischen Merkmale der Zunge sind diese Anweisungen zwar gut gemeint, aber eher falsch und können leider sogar kontraproduktive Auswirkungen haben.

Die Zunge ist eines der formbarsten Organe in unserem Körper und besteht ausschließlich aus Muskeln, wodurch sie sich gleichzeitig zurückziehen und ausdehnen kann. So faszinierend dies auch klingt, so ist es auch einer der Hauptgründe – aufgrund der Vernetzung mit dem gesamten Stimmapparat – warum es so schwierig ist, sie gezielt zu manövrieren, ohne dass es zu einer Versteifung sowohl in der Zunge als auch des Kehlkopfes kommt.

Durch die Arbeit mit Ultraschall sowie den daraus abgeleiteten Bildern hat Angelika Nair ein Regiment von Übungen erstellt, die mit Schritt-für-Schritt Anleitungen und pädagogischen Werkzeugen kombiniert werden, um das Erlernen verschiedener Stimmstrategien (Physioakustik) zu beschleunigen. Zudem werden dadurch die vielfältigen Herausforderungen des sensorischen Bewusstseins, der Flexibilität und Kontrolle in der Zunge verbessert. 

Spannungen in der Zunge sind jedoch nicht nur auf die Zunge zurückzuführen. Aus diesem Grunde wird zusätzlicher Fokus auch anderen Körpermechaniken, wie beispielsweise dem Kopf, Hals und Kiefer, beigemessen, beginnend mit der richtigen Körperhaltung. Übungen und Strategien, kombiniert mit Prinzipien aus verschiedenen Methoden der bewussten Kontrolle und Wahrnehmung von Bewegung selbst, helfen dabei, die Zunge, den Körper, den Geist und letztendlich die Stimme zu befreien.

why consonants matter

 

Presentation at 45th Annual Symposium:
Care of the Professional Voice June 5, 2016

Auf der Suche nach guter Artikulation mit luxuriösem Ton treten die überwiegende Mehrheit von technischen Problemen dann auf, wenn Sänger*innen Vokale und Konsanten kombinieren. Ganz gleich, wie schön unser Ton beim Singen von Vokalen ist, wenn wir auf die Sprachvorlage für unzureichende Konsonanten zugreifen, werden die Vokale in Mitleidenschaft gezogen. Konsonanten tragen einen Großteil der Last der dramatischen Interpretation beim Singen oder Sprechen. Da sie jedoch meistens mit nahezu gleichen Geschwindigkeit ausgeführt werden, egal ob sie gesprochen oder gesungen werden, muss der/die Sänger*in sie so modifizieren, dass sie viel mehr Resonanz und Amplitude aufweisen als jene, in der Sprache.

Diese Forschung – die sich teilweise auf die Daten von The Low Mandible Maneuver stützt – sowie die Spektrogramme der großen Sänger*innen zeigen Resonanzbereiche in den Konsonantne, die auf dasselbe Vokaltrakt-Set hinweisen, welches sie auch in ihren spektakulären Vokalen verwenden.

Das Forschungsprojekt wurde beim 45. Annual Symposium: Care of the Professional Voice, am 5. Juni 2016 präsentiert und verwendet Videos, akustische Analysen (Spectrographie) und Stop-Action-Bilder, um die Bedeutung der Konsonantenresonanz (CR), sowie das Manövrieren der Zunge  durch das Biofeedback Ultraschall für beste Ergebnisse zu veranschaulichen.

The Low Mandible Maneuver

The Low Mandible Maneuver and Its Resonential Implications for Elite Singers – Journal of Voice